Mehr Bäume – weniger Federpicken

Einen Freilauf nutzen Hühner nur dann richtig, wenn ihn ein Laubdach schützt. (Foto: ©WiSiTiA/Henrik Hofmann)Einen Freilauf nutzen Hühner nur dann richtig, wenn ihn ein Laubdach schützt. (Foto: ©Henrik Hofmann)

Federpicken bei Legehennen gibt es bei Stall-, aber auch bei Freilandhaltung. Eine Langzeitstudie zeigt: Je geschützter ein Auslauf, desto weniger Federpicken, denn dann bewegen sich die Hennen weiter raus aus dem Stall.

(aw) – Verletzungen durch Federpicken sind eines der größten Tierwohlprobleme bei Legehennen – mit auch wirtschaftlichen Folgen, denn zugleich steigen die Erkrankungs- und Mortalitätsraten. Welchen Einfluss die Auslaufgestaltung hat, untersuchte McDonalds in Großbritannien.
Die Idee: Bäume spenden Schatten und Schutz vor Raubvögeln und ermuntern so die Hühner, sich weiter vom Stall zu entfernen. Im Schutz eines Blätterdachs nutzen Hühner den ihnen zur Verfügung stehenden Auslauf besser, können sich aus dem Weg gehen und auch die Verfolgung eines „Opfers“ ist schwieriger. Ergebnis: Je dichter das Laubdach, desto weniger Federpicken – das zeigte eine Langzeitstudie von 2008 bis 2013 mit mehr als 1.000 Herden.

McDonalds macht Bäume zur Pflicht

Seit 2008 müssen alle Landwirte, die McDonalds UK mit Eiern beliefern, mindestens fünf Prozent der Auslaufflächen ihrer Hühner mit Bäumen bepflanzen. Die Studie untersuchte den Effekt dieser Bäume auf das Verhalten der Tiere. Dabei wurden die Bäume so gepflanzt, dass die Äste bis höchstens 20 Meter an den Hühnerstall reichten. Der Abstand förderte die Bewegung der Hühner. Außerdem durften die Tierhalter nur zur Hälfte schnellwüchsige Sorten (Pappeln, Kiefern, etc.) pflanzen. Breite Baumkronen sollten stattdessen eine gute Laubabdeckung des Auslaufs erreichen.

Dichtes Laub wichtiger als Zahl der Bäume

Das Ergebnis: Hatte der Auslauf einen hohen Anteil von Büschen und Baumkronen, bedeutete das bessere Versteckmöglichkeiten für die Hühner Das Gefieder dieser Tiere war am Ende der Legeperiode in einem signifikant besseren Zustand ist als das Gefieder von Hühnern ohne entsprechend guten Schutz.
Die Autoren folgern daraus, dass die Qualität des Laubdaches (Schutz vor Sonne, Wildvögeln, anderen Hühnern etc.) wesentlich wichtiger für die Bewegung der Legehennen ist, als die absolute Anzahl der Bäume. Weitere Studien sollen klären, welche Baumsorten besonders gut für Ausläufe geeignet sind und wie sich das Federpicken mit zunehmendem Schutz durch Laub verändern könnte.

In Deutschland gibt es noch keine Bepflanzungs-Vorgaben für Geflügelausläufe. Doch die britische Studie zeigt: Bäume und Büsche scheinen einen positiven Effekt auf das Verhalten der Tiere zu haben und Federpicken wirksam zu unterbinden. Das KTBL hat aber Empfehlungen zur Auslaufgestaltung inklusive einer Liste mit geeigneten Pflanzen herausgegeben.

(weiterführende) Quellen:
Tree cover and injurious feather-pecking – ingenta connect
Freilandauslauf für Legehennen – KTBL-Artikel mit Liste geeigneter Pflanzen (PDF-Download)

Teilen
Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)