Boehringer Ingelheim und Sanofi verhandeln: Tausche „Hustensaft“ gegen Tiermedizinsparte Merial

Zusammenschluss geplant: Boehringer Ingelheim Vetmedica will Merial integrieren. (Logos: ©Boehringer Ingelheim/Merial/Sanofi – Montage: WISiTiA/jh)Zusammenschluss geplant: Boehringer Ingelheim Vetmedica will Merial integrieren. (Logos: ©Boehringer Ingelheim/Merial/Sanofi – Montage: WISiTiA/jh)

Sie hätten „exklusive Verhandlungen zu einem strategischen Tausch zweier Geschäftsbereiche“ begonnen, teilen Boehringer Ingelheim und Sanofi mit. Boehringer will Merial – die Tiergesundheitssparte von Sanofi – übernehmen und dafür sein Selbstmedikations-Geschäft (CHC) an die Franzosen abgeben.

(jh/PM) – Käme der Deal zustande, würde Boehringer Ingelheim seinen kleineren Vetmedica-Bereich (1,13 Mrd Euro Umsatz / 4.000 Mitarbeiter) mit dem etwa doppelt so umsatzstarken Sanofi-Geschäftsbereich „Merial“ zusammenlegen (2,5 Mrd Euro Umsatz / 6.600 Mitarbeiter). Zusätzlich zum Tausch der Unternehmenssparten wäre eine Barzahlung an Sanofi in Höhe von rund 4,7 Mrd. EUR fällig, die den Wertunterschied der beiden Geschäftsbereiche ausgleichen soll. Merial wird mit etwa 11,4 Mrd. Euro bewertet, die Boehringer-Sparte Consumer Healthcare, die  Mittel wie die Kopfschmerztabletten Thomapyrin, den Hustensaft Mucosolvan und das Bauchschmerzmittel Buscopan herstellt, mit 6,7 Mrd. Euro.

„Attraktiver Tiergesundheitsmarkt“

Das Geschäft für Tiergesundheit sei sehr attraktiv hinsichtlich Innovationen, Wachstumspotenzial und Profitabilität, teilt Boehringer Ingelheim mit. Lukrativ ist der Markt, weil einerseits in den Industrieländern viel Geld für Haustiere ausgegeben wird. Andererseits wächst in Schwellenländern die Nutztierhaltung, weil sich auch dort die Ernährungsgewohnheiten ändern. Mit der Übernahme von Merial entstünde – nach dem US.Konzern Zoetis – der zweitgrößte Anbieter im weltweiten Markt für Tiergesundheit mit einem erwarteten pro forma Umsatz von rund 3,8 Mrd. EUR in 2015. Ziel sei es, die Transaktion nach Einwilligung der zuständigen Behörden zum Ende des zweiten Halbjahres des Jahres 2016 abzuschließen.

Produktportfolio ergänzt sich gut

Das Angebot beider Unternehmen für unterschiedliche Tierarten gilt als hochkomplementär und basiert auf Merials Expertise im Bereich der Haustiere und Geflügel sowie Boehringer Ingelheims Expertise im Bereich Schweine. Mit dem gemeinsamen Produktportfolio sowie den bestehenden Technologieplattformen für Impfstoffe und anti-parasitische sowie pharmazeutische Spezialprodukte, würde sich Boehringer Ingelheim Merial – wie der Zusammenschluss in der Pressemeldung benannt wird –  in wichtigen Wachstumssegmenten der Branche platzieren. Das vereinte Unternehmen hätte das Potential für die weltweite Marktführerschaft im Bereich Tiergesundheit, heißt es.
Lyon (Frankreich) soll für Boehringer Ingelheim zukünftig ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für den Bereich Tiergesundheit sein. Man habe sich verpflichtet, die Forschungs- und Entwicklungs- (F&E) sowie Produktionsstandorte dort weiterzuführen.

Zusammenschluss geplant: Boehringer Ingelheim Vetmedica will Merial integrieren. (Logos: ©Boehringer Ingelheim/Merial/Sanofi – Montage: WISiTiA/jh)

Zusammenschluss geplant: Boehringer Ingelheim Vetmedica will Merial übernehmen. (Logos: ©Boehringer Ingelheim/Merial/Sanofi – Montage: WISiTiA/jh)

Der Bereich Tiergesundheit bei Boehringer Ingelheim

Der Bereich Tiergesundheit von Boehringer Ingelheim ist das weltweit sechstgrößte Geschäft in diesem Segment. Mit annährnd 4.000 Mitarbeitern weltweit erreichte es 2014 einen Jahresumsatz von rund 1,13 Mrd. EUR.
Die Hauptmarken sind Ingelvac Circoflex® (Umsatz 2014: 260 Mio. EUR), Metacam® (Umsatz 2014: 93 Mio. EUR), Ingelvac PRRS® (Umsatz 2014: 74 Mio. EUR), Duramune® (Umsatz 2014: 69 Mio. EUR) und Vetmedin® (Umsatz 2014: 57 Mio. EUR) – dies entspricht etwa acht Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens.
Regional liegt der Schwerpunkt des Bereichs Tiergesundheit in den USA, wo sich der Großteil der Forschung- & Entwicklungs- sowie der Produktionsinfrastruktur befinden. Darüber hinaus hat das Unternehmen signifikant in Hannover investiert und plant weitere Investitionen in China.
Der Bereich Tiergesundheit von Boehringer Ingelheim ist derzeit stark in den Feldern Impfstoffe für Schweine und Rinder sowie Spezialpharmazeutika für Tiere positioniert. Man investiere laufend mehr als zwölf Prozent des Nettoumsatzes in Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.

Das Geschäftsfeld von Merial

Merial beschäftigt 6.600 Mitarbeiter und ist in mehr als 150 Ländern weltweit tätig. Im Jahr 2015 wird Merial voraussichtlich einen Umsatz von 2,5 Mrd. EUR erreichen.
Die von Merial für Haus- und Nutztiere angebotenen Arzneimitteldienen der Behandlung von mehr als 200 Krankheiten und Beschwerden bei einer Vielzahl von Arten. Die Hauptmarken sind: Frontline®, Heartgard®, NexGard® und Purevax® bei Heimtieren; und bei Nutztieren Vaxxitek®, Eprinex®, Ivomec®, Longrange®, Circovac® und GastroGard®.
Merial beliefert auch Regierungen mit Impfstoffen zur Kontrolle von Maul- und Klauenseuche (MKS), Tollwut und Blauzungenvirus (BTV).
Weltweit betreibt Merial  13 F&E-Centren und 18 Produktionsstandorte.

Quelle: Ankündigung von Boehringer Ingelheim (15.12.2015)

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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