Tierhalter unterschätzen die Life-Time-Kosten eines Haustiers komplett

Die Zahlen stammen aus Großbritannien: 12.800 € kostet ein Kaninchen im Lauf seines Lebens, 24.200 € eine Katze und gar 44.200 € ein großer Hund. Deutsche Schätzungen liegen um über die Hälfte niedriger. Gleich bleibt: Kaum ein Tierhalter ist sich bewusst, was ihn sein Haustier über die Lebenspanne kosten wird. 

(jh) – Der britische  Pets Animal Welfare-Bericht (basierend auf der Befragung von 53.000 Tierhaltern) liefert ein ganzes Paket an interessanten Zahlen zu Hund, Katze & Co auf der Insel. Besonders spannend: Die Antworten von Tierbesitzern auf die Frage, wie hoch sie die Kosten für ein Haustier über dessen gesamte Lebensdauer einschätzen. Die Abweichungen zwischen Erwartung und den tatsächlichen Kosten sind enorm.

Wie viele Kosten verursachen Hund, Katze & Co in ihrem Leben? Zahlen aus dem Pet-Animal-Welfare_Report 2015 (Grafik: © PAW-2015)

Wie viele Kosten verursachen Hund, Katze & Co in ihrem Leben? Zahlen aus dem Pet-Animal-Welfare-Report 2015 (Grafik: © PAW-2015)

Keiner kalkuliert Kaninchenkosten realistisch

100 Prozent daneben lagen die britischen Kaninchenbesitzer: Nicht einer hatte eine Vorstellung, was im Laufe eines Kaninchenlebens an Kosten auf ihn zukommt – nämlich rund 12.800 Euro an Futter, Ausstattung, Pflege- und tierärztlichen Routine-Behandlungskosten (incl. Kastration, Impfungen). Für Deutschland hat das Portal umfragevergleich.de  nur ein knappes Drittel, nämlich 3.200 Euro Kosten für ein acht Jahre währendes Kaninchenleben errechnet.
Die „Erwartungen“ dürften aber wohl auch hierzulande eher in der „britischen“Dimension“ liegen: Wohl nicht mehr als 700.- Euro werde sie das Tier kosten, glaubten 42 Prozent der befragten Briten; 31 Prozent schätzten maximal 1.400 Euro und nur ein Viertel war mit einer Spanne bis 7.000 Euro ansatzweise realistisch.
Dabei gehen beide, sowohl die deutsche als auch die britische Erhebung davon aus, dass die Tiere gesund und unverletzt bleiben, also keine OP- oder anderen teuren Kosten anfallen.

Großer Hund – teuer wie ein Mittelklasse-Auto

Ähnlich sieht es bei Hund und Katz aus: 24.200.- Euro Katzen-Kosten veranschlagen die Briten, nur 8.600 Euro die Deutschen Schätzer (für 15 Katzenjahre).
Beim Hund sind es zwischen 31.000 und 45.000 Euro (je nach Größe) in Großbritannien. Für Deutschland werden 12 Hundejahre mit 14.700 Euro kalkuliert.
Mit 49 Prozent (Katzenhalter) und 45 Prozent (Hundehalter) erwartet hier die Mehrheit der Briten Durchschnittskosten von 1.400 bis 7.000 Euro. Beide sind also ebenfalls weit von den echten britischen Kosten entfernt sind.
Das bittere Ergebnis der britischen Daten, die seit 2011 erhoben werden: Die Kosteneinschätzung ist seitdem sogar schlechter geworden. Diese falsche Erwartung – da sind sich die deutschen und britischen Daten dann wieder einig – seien ein wesentlicher Grund, warum als „Geschenk“ oder spontan gekaufte Haustiere dann doch schnell wieder im Tierheim landen.

Quellen:
PAW-Report 2015 – die Daten können Sie hier als PDF herunterladen
Deutsche Zahlen via umfragenvergleich.de

Warum liegen die Zahlen für D und GB so weit auseinander? Außer einem höheren Preisniveau auf der Insel ist auch die Bereitschaft der als tierfreundlich geltenden Briten größer, mehr Geld für ihre Haustiere auszugeben. So lagen allein die Ausgaben für den Heimtierbedarf in GB bei 175 €/Haustier gegenüber 122 €/Haustier in D, also etwa 44 Prozent höher. Tierarztpraxen in GB machen außerdem etwa doppelt soviel Umsatz wie in Deutschland (alle Vergleichszahlen 2011/2012). Die britische PAW-Erhebung wird seit 2011 durchgeführt, die Daten dürften also auch etwas belastbarer sein, als die Kalkulation der deutschen Webseite.

 

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