Vogelgrippe-USA: Inzwischen über 43 Millionen tote Tiere

(jh) – Es ist die schwerste Vogelgrippe aller Zeiten in den USA: Bislang haben 219 H5N2-Ausbrüche vor allem in den Geflügelhochburgen im Mittleren Westen über 43 Millionen Hühner und Puten das Leben gekostet (Stand 5.6.2015*). Erschreckend ist, dass auch fünf Monate nach dem ersten Auftreten des hochansteckenden Virus, immer noch Hygienemängel für die Weiterverbreitung verantwortlich sein sollen. Die Behörden müssen tote Tiere auch auf Mülldeponien entsorgen. 

Anders als in Europa, wo etwa die deutschen Behörden selbst in geflügeldichten Regionen wie Cloppenburg, die Ausbrüche in den Griff bekommen haben, ist „crosscontamination“ in den USA anscheinend ein Problem.

Problem: „Crosscontamination“

So „wundert“ sich die International Society for Infectious Diseases (ISID) speziell über den ersten Ausbruch in Nebraska, wo nacheinander zunächst zwei Legehennenfarmen (insgesamt 3,5 Millionen Hühner – 12./15.5.2015) und dann eine Junghühnerfarm (500.000 Tiere – 26.5.2015) des gleichen Betreibers H5N1-Infektionen meldeten. Der Verdacht liege nahe, dass Arbeiter, Futter- oder Tiertransportfahrzeuge das Virus zwischen den Unternehmensstandorten verbreitet hätten.
Auch in Minnesota waren – nach einigen Wochen Stillstand – neue Ausbrüche zu verzeichnen. Man müsse sich auch hier über die schnell aufeinander folgenden neuen Ausbrüche wundern, schreibt der ISID-Informationsdienst ProMed und nennt den „Wind“ oder doch eher „Individuals“ als mögliche Virusüberträger. (eine Liste der Ausbrüche nach Staaten und mit Betriebsgröße finden sie hier).

„Tod in den Eierfabriken“

Karte: Gelb markiert sind die zahlenmäßig am stärksten von H5 betroffenen Regionen der Geflügelhaltung. (

Gelb markiert sind die zahlenmäßig am stärksten von H5 betroffenen Regionen der Geflügelhaltung. (© novel-infectious-desase.blogspot.com)

Über die „gigantischen Ausmaße“ und die unglaublich hohe Zahl an toten Tieren, berichteten inzwischen auch die FAZ und die Süddeutsche Zeitung („Tod in den Eierfabriken“). Mit weit über 30 Millionen gekeulten Legehennen seien inzwischen zehn Prozent der US-Eierproduktion dahingerafft.  Die Folgen einer Infektion seien so dramatisch, weil eine durchschnittliche US-Hühnerfarmen etwa 1,5 Millionen Tiere hält. Die Tierseuche bedrohe Teile der Branche in der Existenz, erste Betriebe hätten aufgegeben. Vier Bundesstaaten haben den Notstand ausgerufen. Sollten die Legebetriebe das Problem nicht bald in den Griff bekommen, müssten auch die Zuchtbetriebe Küken schlachten, weil für sie keine Nachfrage mehr besteht.

Hühnerkadaver auf der Mülldeponie

Inzwische haben die Behörden auch Probleme, die Tierkadaver zu beseitigen. Sie werden zum Teil vor Ort kompostiert oder begraben. Die Verbrennungsanlagen können nicht alle Kadaver aufnehmen. Deshalb wollen Bundes- und Landesbeamte überzählige Kadaver auch auf Mülldeponien entsorgen. In Iowa – dem von der Geflügelpest am stärksten betroffenen US-Bundesstaat – haben zwei Deponien zugestimmt, bis zu 1.000 sogenannter „Hochleistungs Biohazard Taschen“ und damit etwa 10 Millionen tote Vögel und 18.000 bis 20.000 Tonnen Gesamtabfall zu akzeptieren. In den speziellen Behältern werden die toten Tiere mitsamt der Einstreu aus Kompost, Sägemehl oder getrockneten Maisstielen aus den Ställen zur Deponie gefahren.

Gewinner an der Börse

Profiteur des Ausbruchs im mittleren Westen ist der größte Eierlieferant des Landes, die börsennotierte Cal-Maine Foods Inc.. Deren Börsenkurs stieg binnen zwei Wochen um 30 Prozent, schreibt die FAZ. Der Grund: Die Hühnerfarmen dieses Unternehmens stehen vornehmlich in den Südstaaten der USA. Dort sind deutlich weniger Vogelgrippe-Fälle aufgetreten, das Unternehmen kann also liefern. Durch die seuchenbedingten Produktionsausfälle im mittleren Westen haben sich die Preise für Eier – besonders in den betroffenen Gebieten – zum Teil verdoppelt oder bei Flüssig-Ei verdreifacht. Goldman Sachs schätzt, dass die Amerikaner bis zu acht Milliarden Dollar zusätzlich für Eier und Ei-Produkte bezahlen müssen – vom EggMcmuffin über die meisten Nudelsorten und Backwaren bis hin zur Mayonnaise.

Weitere Berichte auf wir-sind-tierarzt.de
Über die Wege der Geflügelpest-Ausbreitung in die USA (11.5.2015)
Zahlen zur weltweiten Eierproduktion – Deutschland unbedeutend (31.5.2015)
EFSA-Analyse zur H5N8-Virusverbreitung in Europa (18.12.2014)

*gegenüber dem zuletzt in dieser Meldung berichteten Stand vom 28.5.2015 hat USDA die Zahl der toten Tiere nach unten korrigiert (von 45 Mio auf 43,1 Mio), während die Zahl der Ausbrüche von 197 auf 219 gestiegen ist.

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