Weg eines Tollwuthundes: Ungarn – Algerien – Frankreich

(jh) – Frankreich meldet einen Fall von Tollwut beim Hund (21.5.2015): 16 Menschen, die mit dem Hund Kontakt hatten, wurden geimpft, sechs möglicherweise infizierte Kontaktpersonen werden noch gesucht. Der inzwischen tote Bullterrier kam ungeimpft über Ungarn nach Frankreich. Zwischenzeitlich waren die Besitzer auch in Algerien, ohne die Reiseregeln einzuhalten. Dort hat sich der Hund wahrscheinlich infiziert. 

Bei der Aufarbeitung des Falles rekonstruierten die französischen Behörden, dass der sechs Monate alte Bullterrier zu jung (also < zwölf Wochen), ungeimpft und nicht gekennzeichnet im Dezember 2014 illegal aus Ungarn nach Frankreich importiert worden war.

Halter und Nachbar gebissen

Vom 21. April bis 7. Mai reisten die Besitzer dann nach Algerien, auch hier ohne die EU-Regeln für den Reiseverkehr mit Hunden einzuhalten. In Algerien lief ihnen der Hund davon, wurde aber wieder gefunden. In der Zeit muss er sich dann wahrscheinlich mit Tollwut infiziert haben (Virustyp Africa 1).
Der Hund starb am 17. Mai. Der Hundehalter und ein Nachbar sollen zuvor von dem kranken Bullterrier gebissen worden sein. Ebenso ein Nachbarshund.

Behörden suchen sechs möglicherweise infizierte Menschen

Nach der Rückkehr aus Afrika hat sich der Hund, so die Erkenntnis der Behörden, seit dem 7. Mai ununterbrochen in Le Chamberon Feugerolles (Loire/ Departement Rhone-Alpes) aufgehalten. Vor Ort wurden – berichtet die französische MetroNews (24.5.2015)  – 13 Erwachsene und drei Kinder gegen Tollwut geimpft; sechs weitere Menschen, die sicher Kontakt zu dem Tollwuthund hatten, werden noch gesucht.

Sicherheitszone und Quarantäne

Um eine Ausbreitung der Tollwut zu vermeiden, richteten die Behörden um den letzten Aufenthaltsort des Bullterrier eine Sicherheitszone ein, in der sie andere Hundebewegung verboten haben und auch streunende Katzen einzufangen versuchen.
Potentielle weitere Kontakt-Hunde, die womöglich nicht geimpft waren, werden getötet, soweit sie zu identifizieren sind. Geimpfte Kontakt-Hunde werden für sechs Monate unter klinische Beobachtung gestellt. Frankreich gilt seit 2001 als tollwutfrei. Die letzte Tollwutmeldung (Einzelfall) erfolgte laut OIE im April 2014. Frankreich meldet immer wieder einzelne Tollwutfälle durch illegale Hundeimporte aus oder Reisen nach Nordafrika (Marokko/Algerien). Dort ist die Tollwut endemisch.

Weltweit sterben jährlich noch 59.000 Menschen an Tollwut.

Wir sind tierarzt.de meint:

(Henrik Hofmann) – Dieses Beispiel aus Frankreich zeigt, warum es strenge Einreise- und Impfbestimmungen für Hunde gibt. Die sollten konsequent für alle, auch für Prominente gelten. Vor kurzem sympathisierten viele Tierfreunde aber noch mit Johnny Depps Hunden, die illlegal in Australien waren und fast eingeschläfert werden sollten. 

Quellen:
OIE-Meldung vom 21.5.2015
ProMed-Meldung Tollwutausbruch in Frankreich (22.5.2015)
MetroNews – Artikel vom 24.5.2015

 

 

 

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