Rindergrippe oder BHV1? – Tierärzte in Bayern sollten aufmerksam sein

Blutprobenentnahme beim RindBlutprobenentnahme beim Rind (Foto: © WiSiTiA/aw)

(aw/jh) – Der BHV1-Ausbruch in Österreich hat sich auf die Nachbarländer ausgebreitet. Das Ende Januar in einem Viehhandelsunternehmen in Tirol entdeckte Virus hat – das zeigen Untersuchungen der Kontaktbetriebe – Deutschland und die Schweiz erreicht: In Bayern sind bis jetzt zehn Fälle amtlich bestätigt, 92 mögliche Kontakttiere sollen importiert worden sein. Die Schweiz hat 250 Betriebe gesperrt. In der laufenden Rindergrippesaison sind die Symptome nicht leicht zu erkennen. (erstellt: 5.3.2015 / update: 10.3.2015)

Das Landesuntersuchungsamt Bayern (LGL) bestätigte auf Nachfrage von wir-sind-tierarzt.de insgesamt zehn Fälle in folgenden bayerischen Landkreisen (Stand 5.3.2015):

  • Altötting, Ebersberg, Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Neuburg-Schrobenhausen und Weilheim-Schongau (Regierungsbezirk Oberbayern)
  • Neumarkt (Oberpfalz)
  • Bayreuth (Oberfranken)
  • Günzburg und Ostallgäu (Schwaben)

Positiv getestete Kühe wurden getötet, die betroffenen Betriebe bleiben so lange gesperrt, bis die Nachuntersuchungen abgeschlossen sind. Bayern hatte 2011 als erstes Bundesland die amtliche Anerkennung als BHV1-frei erhalten, daher trifft dieser Rückschlag das Bundesland empfindlich.

Nächste Bekämpfungsschritte

Über erste Hinweise auf eine BHV1-Einschleppung berichtete der bpt-Bayern bereits Ende Februar. Die Meldung listet auch die weiteren diskutierten Bekämpfungsschritte auf:

  • Vorziehen von Tankmilchuntersuchungen
  • Einrichtung von Sperrbezirken
  • Reglementierung von Viehmärkten und Viehausstellungen
  • Durchführung von „Notimpfungen“

Appell an Tierärzte: Auf Hygiene achten

Tierärzten und allen anderen Personen, die in den Regionen auf Rinderbetrieben tätig sind oder waren, rät das LGL zu äußerster Sorgfalt. Da das Virus indirekt über Kleidung und Stiefel übertragen werden kann, sollte hofeigene Schutzkleidung verlangt beziehungsweise bereit gestellt werden. Der BHV1-Ausbruch hat bei der jetzigen Wetterlage durchaus seine Tücken: Eine akute BHV1-Infektion geht mit hohem Fieber und auffällig rotem Nasen-/Flotzmaulbereich einher. Eitriger Nasenausfluss ist ebenfalls keine Seltenheit. Diese Symptome lassen sich aber nicht immer gut von einer „normalen“ Rindergrippe unterscheiden, wie sie zur Zeit aufgrund des wechselhaften Wetters nicht ungewöhnlich ist.

Österreich: Infektionsherd weiter unklar

Die Behörden in Österreich haben noch nicht abschliessend ermitteln können, woher die aktuelle BHV1-Infektion ursprünglich stammt. Das Nachbarland gilt bereits seit 1999 als amtlich frei, doch jetzt wurde das eigentlich ausgemerzt geglaubte BHV1-Virus bei 118 Rindern in 20 Betrieben nachgewiesen (4.918 untersuchte Tiere / Stand 3.3.2015). Alle Fälle sind auf den einen Tiroler Viehandelsbetrieb zurückzuführen, der vermutlich bereits im Dezember infiziert wurde.

Schweiz: Bisher fünf infizierte Tiere

Die Schweiz hat inzwischen 250 potentielle Kontaktbetriebe gesperrt und dabei bisher schweizweit bei fünf Tieren eine IBR/BHV1-Infektion gefunden (Stand 6.3.2015). Diese Tier stammen alle aus einem Betrieb im Kanton St. Gallen, der Rinder aus Österreich importierte. Jetzt werden alle 450 Tiere in 250 Betrieben getestet, die dieser Betrieb seit Anfang Dezember verkauft, beziehungsweise, die mit ihm Kontakt hatten.

Weitere Berichte auf wir-sind-tierarzt.de

„BHV1-Import“ nach Bayern seit Ende Dezember bekannt (14.3.15)
BHV1-Ausbruch in Österreich
 (26.2.2015)
BHV1-Impfung in Niedersachsen verboten (5.11.2014)

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