Armut erzeugt Antibiotikaresistenzen

Jeder Antibiotikaeinsatz fördert Resistenzen. Insbesondere, wenn die Medikamente nicht ausreichend dosiert werden. Das ist vor allem in Schwellenländern ein Problem, denn dort reicht das Geld oft nur für ein paar wenige Tabletten.

Sowohl im Biofilm als auch im lebenden Organismus, versuchen sich die angegriffenen Bakterien,  zur Wehr zu setzen und entwickeln Resistenzmechanismen gegen verabreichte Antibiotika. Besonders bedenklich ist deshalb die unkontrollierte und nicht ausreichend dosierte Anwendung von antibiotisch wirksamen Substanzen, wie sie vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern üblich ist.

Behandlungsdauer richtet sich nach dem Geldbeutel

In Kenia, aber auch Uganda und zahlreichen weiteren afrikanischen Ländern ist die Abgabe von Antibiotika durch Apotheken eigentlich an die Vorlage eines Rezeptes gekoppelt. Doch in praxi nimmt man es nicht so genau. Häufig werden zudem keine ganzen Packungen abgegeben – was für eine effektive Behandlung notwendig wäre –, sondern nur so viele Einzeltabletten, wie der Patient gerade bezahlen kann. Diese Selbstmedikationen, zum Teil sogar mit nicht zugelassenen Medikamenten, führen zu fraglichen Wirkstoffspiegeln bei den Patienten.

Die Humanmediziner vor Ort sehen das mit wachsendem Unbehagen. So besagen die Leitlinien in Uganda, dass Lungenentzündungen zunächst mit dem Antibiotikum Cotrimoxaxol behandelt werden sollten. Doch mittlerweile sind über 80 Prozent der Patienten resistent gegen diesen Wirkstoff. Nun wird die Verwendung von Amoxicillin empfohlen, doch auch hier gibt es schon Resistenzen.

In Kenia ist ein Drittel der Patienten mit Lungentuberkulose gegen das Standardantibiotikum resistent, viele haben sogar Mehrfachresistenzen. In einer Studie mit 300 Personen waren zwei Patienten gegen fast alle verfügbaren Antibiotika resistent. Kommen die Menschen in Zentralafrika dann wegen einer Infektionskrankheit in Krankenhäuser, haben sie in der Regel schon zahlreiche Medikamente ausprobiert und die Behandlung gestaltet sich problematisch. Die Ärzte müssen in solchen Fällen oft schlicht verschiedene Medikamente durchprobieren – per Resistenztest oder direkt am Patienten –, um ein wirksames Präparat zu finden.

WHO-Forderungen für Mitgliedstaaten

Die WHO kennt das Problem und fordert von ihren Mitgliedstaaten zwei Maßnahmen: Erstens ein besseres Überwachungssystem für die Abgabe von Antibiotika und zweitens einen vernünftigen Einsatz der Medikamente, damit die Antibiotika länger wirksam bleiben.

Quelle: www.spektrum.de

 

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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